Schlaflos – Die Leiden eines jungen Mannes – Teil 2

Sonntagmorgen um 10 Uhr wachte er wieder auf, machte sich sein Frühstück und trank die ersten 2 Tassen Kaffee. Er schaltete kurz den PC an, prüfte seine privaten und geschäftlichen Mails und fuhr den Rechner wieder herunter. Heute brauchte er nicht zu arbeiten und er wollte sich einen Tag Erholung gönnen. Den Opel hatte er nicht mehr. Vor 2 Monaten hatte er ihn verkauft und sich stattdessen einen neuen Audi geleistet. Aber als erfolgreicher Geschäftsmann wollte er dies auch mit seinem Wagen repräsentieren. Es war eine Audi A4 Limousine in Eissilber. Das Auto war zwar nicht billig gewesen, aber er hatte das Geld, seiner Firma ging es gut und man sollte dies auch sehen.

Viel nahm er für die heutige Tour nicht mit. Normale Stoffhose, ein einfaches schwarzes T-Shirt und einen schwarzen Pullover. Da es sehr kühl war, zog er sich wieder seinen dicken Mantel an. Taschen nahm er keine mit, an einem Sonntag konnte er sowieso nicht einkaufen. Er ging runter in die Garage, stieg ins Auto, öffnete das Garagentor und fuhr raus. Hinter sich machte er zu und bog auf die Landstraße ein. Den Weg nach Schwerin kannte er natürlich und er war relativ schnell da. Es war mittlerweile 12 Uhr, aber in der Innenstadt war nichts los. Er fand einen freien Parkplatz und ging erst einmal Richtung Schloss. Vorher kam er noch an einem kleinen Café vorbei und trank einen kleinen Kaffee. Er genoss die Aussicht auf den Schweriner See. Viele Passanten waren nicht unterwegs und auch das Café war relativ leer. Nur 3 andere Gäste waren da. Ein Pärchen und ein einzelner Mann, vielleicht Ende 50, Anfang 60. Die Bedienung hatte einen ruhigen Tag und plauderte mit dem Mann.

Nachdem er mit dem Kaffee fertig war, ging er wieder raus und an der Uferpromenade spazieren und während er am See entlang ging, dachte er immer wieder drüber nach, was aus ihm werden sollte. Er kannte hier viele Menschen, aber heute wollte er alleine sein. Er kannte auch niemanden, mit dem er über seine Gefühle hätte sprechen können. Und das war es, was ihm fehlte. Eine Person an seiner Seite, eine die für ihn da ist. Er kam beim Schloss an und spazierte einmal herum. Danach ging er zum Auto zurück. Auf dem Weg dorthin wurde ihm klar, dass er etwas machen müsste. War das der Grund für die Schlaflosigkeit und immer dieser Blick in die Fremde? Wartete dort draußen die Eine für ihn? Aber wo sollte er suchen? Auf dem Weg zum Auto kam er an einem Reisebüro vorbei und sah sich dort die Aushänge an. Die Bahamas sprangen ihm ins Auge. Sollte er vielleicht mal verreisen? Wartet woanders das Glück auf ihn? Aber da stach ihm etwas ins Herz. Der Tod seiner Eltern. Ihr erster Urlaub im Ausland und auch ihr letzter.

Er stieg in sein Auto und fuhr zurück nach Renzow. Mittlerweile war es später Nachmittag und er machte noch einen Abstecher nach Pokrent zum Friedhof. Minutenlang stand er stumm am Grab seiner Eltern, die zu früh von ihm gegangen sind. Als er schließlich ging, stand für ihn fest, dass er in den Urlaub fahren würde. Seine Eltern haben es erst mit Mitte 40 geschafft sich zu überwinden und er wollte nicht auch so lange warten. Er fuhr gedankenverloren nach Hause und machte sich dort erst einmal was zu essen. Nach dem Essen setzte er sich wieder an den Rechner um Mails abzurufen und die Nachrichten zu lesen. Er plante aufgrund seiner Termine und seiner Mails den morgigen Tag, der nicht so arbeitsreich werden sollte. Den Vormittag hatte er sogar Zeit und er entschied sich nach Schwerin zu fahren und die Reise zu buchen. Vom 15. bis zum 22. Dezember wollte er fliegen. Vor Weihnachten war nicht so viel zu tun, das meiste kam dann Anfang des Jahres und so konnte er sich davor noch etwas erholen. Die meisten würden es verstehen und Termine hatte er in der Woche noch keine.

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