Oje, eigentlich hatte ich doch Hoffnungen in die neue griechische Regierung gesetzt. Teilweise klangen sie doch ganz gut und vernünftig, aber bei dem Thema kann ich nur den Kopf schütteln.
Das dritte Reich hatte im zweiten Weltkrieg Griechenland besetzt und sich dabei auch einen Zwangskredit geben lassen. Dieser Kredit wurde damals nur teilweise zurückgezahlt. Der Status momentan ist wohl etwas unklar. Laut der deutschen Regierung hat sich dieses Thema mit den 2+4 Verträgen erledigt. Laut der neuen griechischen Regierung ist es noch aktuell und mit den Zinsen beläuft sich der Betrag auf 11 Mrd Euro.
Für mich gibt die neue Regierung zu sehr Vollgas. Sie versucht gleich am Anfang alles umzusetzen und ist, so wie es momentan ausschaut, nicht unbedingt zu Kompromissen bereit. Gerade jetzt, am Anfang der Legislaturperiode, könnte sie es sich doch leisten. Aber irgendwie sind sie doch auf Krawall gebürstet.
Was mich auch etwas nervt, sind diese Forderungen. Das Thema ist ja häufiger in der Presse. Wann ist unsere Schuld der Weltkriege abbezahlt? Muss Deutschland dafür 100 Jahre büßen, 200? Oder für immer? Kann sich jede Regierung darauf berufen? Frankreich, Italien, Norwegen, Ukraine, Libyen ja theoretisch auch. Zählt das nur für Deutschland oder auch für andere Länder? Müssen England und Frankreich für ihre ehemaligen Kolonien in Afrika zahlen? Die Türkei als Nachfolger des osmanischen Reiches in Griechenland, dem Balkan? Können die baltischen Länder Forderungen an Russland stellen? Muss Frankreich für Napoleon und seine Kriege zahlen?
Natürlich waren und sind wir schuldig wegen des zweiten Weltkrieges. Aber wann ist die Schuld abbezahlt?
Leichte Ironie: Wenn so etwas nie verjährt, möchte ich, dass der Versailler Vertrag 1919 neu verhandelt wird. Damals hat das deutsche Kaiserreich kapituliert und wurde wohl auch leicht erpresst. Ganz astrein ist dieser Vertrag auch nicht gelaufen. Österreich könnte sich da doch auch beschweren
Vielleicht wäre es leichter, wenn Tsirpas am Anfang etwas langsam anfängt und nach und nach versucht die Lage zu ändern. Es scheint, als möchte er gleich am Anfang alles radikal ändern und das wird nicht funktionieren. Die europäischen Länder werden ihr Geld nicht so einfach aufgeben. Natürlich waren die Reformprogramme in Griechenland Müll und müssen teilweise wieder rückgängig gemacht und ihre Auswirkungen gebremst werden. Aber doch nicht alles in den ersten 50 Tagen.
Und bitte keine allzu populistischen Forderungen. Natürlich geht es Deutschland wirtschaftlich momentan besser als anderen Staaten und ja, wir haben damals 1945 nicht bei Null angefangen. Aber müssen wir dafür bestraft werden? Muss Deutschland bluten für die anderen Euro-Länder und wie lange kann Deutschland es? Und wie lange will es? Wem helfen denn solche Forderungen? Eher der AfD und weniger den Parteien, die dem Euro wohlgesonnen sind. Und wenn die AfD mehr Stimmen bekommt, kann sie die anderen Parteien etwas vor sich hintreiben. Die CSU ist dafür doch auch anfällig und dann würde es wie ein Bumerang zu Griechenland zurückfliegen.
Also bitte etwas ruhiger und vielleicht mit Kompromissen
(Vielleicht bin ich gerade emotional etwas aufgewühlt, wegen des Themas. Hab vorhin den Anfang von Hart aber fair geschaut. Vielleicht denke ich ja morgen schon wieder anders darüber.)
Man sollte das etwas gelassener sehen. Bei den Griechen liegen einfach die Nerven blank, das sollte man ihnen zugute halten. Und fordern kann jeder alles, das heißt noch lange nicht, daß er es kriegt.
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