Derzeit lese ich ja Tugend und Terror von Johannes Willms über die französische Revolution. Es fängt 1774 mit der Thronbesteigung von Ludwig den 16. an. Die ersten circa 150 Seiten handeln von der Vorgeschichte bis zum Juli 1789 und dabei musste ich teilweise an das heutige Frankreich denken. Natürlich kann mit das Frankreich von 1789 nicht mit dem Frankreich von 2015 vergleichen, aber irgendwie kamen mir trotzdem die Gedanken.
Die Territorialstruktur in Frankreich mit ihrer Verwaltung hat damals schon zu seltsamen Besteuerungen und Gesetzgebungen geführt. Auch heutzutage gibt es zu viel Bürokratie und keine klare Hierarchie in den Departements und Kommunen, auch wenn Frankreich eigentlich ein sehr zentralistischer Staat ist.
Damals war Ludwig der 16. in seinen Entscheidungen schwankend und richtete sich nach der Meinung des Volkes. Heute ist es Francois Hollande, der keine richtig klare Linie zeigt und sich mittlerweile fast bei allen unbeliebt gemacht hat.
Der dritte Stand war damals sehr unzufrieden und fast ein Drittel der Bevölkerung lebte in Armut. Sobald es Ernteausfälle und somit Preiserhöhungen gab, gab es kleinere lokale Aufstände. Heutzutage gibt es eine starke Protestbewegung, die viele Menschen auf die Straßen bringen kann. Das hat man bei den Demos zu der Homo-Ehe, zur Rentenpolitik, aber auch zu den Solidaritätsmärschen nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo gesehen.
Damals waren es die Adligen und der Klerus, die sich nicht von ihren Privilegien trennen wollen. Heute sind es eigentlich alle Gruppen. Jeder will Reformen, da jeder einsieht, dass Reformen nötig sind. Aber niemand will die Reformen bei sich und geht dann dagegen auf die Straße.
Damals riss der dritte Stand in der Nationalversammlung die Macht an sich und sorgte in den ersten Jahren für Terror. Heute gewinnt die Front National immer mehr an Zustimmung und wie dann das Leben für Ausländer und besonders für Moslems wäre, möchte ich mir nicht vorstellen. Terror muss man nicht gleichsetzen mit Mord, Terror bedeutet ja eigentlich Schrecken. Das heißt, FN könnte Terror bzw. Schrecken ausüben, um so die Moslems bedrohen.
Man könnte vielleicht auch Parallelen zu anderen Ländern ziehen, aber da fehlt mir meistens die Gefahr von einer drohenden Terrorherrschaft.
Allerdings war die Revolution damals auch wichtig, um den Staat sozusagen zu retten und zu reformieren. Auch heute müsste man Frankreich mal grundsätzlich reformieren und überlegen, ob der zentralistische Staat mit einem starken Präsidenten noch in die heutige Zeit passt. Allerdings ohne so eine blutige Revolution. Viele reden von einem Europa der Regionen, warum also nicht ein Frankreich der Regionen. Also zum Beispiel die Departements auflösen und stattdessen die 18 Regionen stärken. Denn wer kennt die Präsidenten der Regionalparlamente? Deutsche Ministerpräsidenten kennt man ja teilweise auch im Ausland, aber mir sagen die Namen in Frankreich nichts.