Vor einigen Wochen hat Cordt Schnibben im Spiegel einen Artikel über die Printmedien, ihre Onlineauftritte und ihr mitunter schwieriges Verhältnis zu ihren Lesern geschrieben. Am Ende des Artikels bat er die Leser um Rückmeldungen jeglicher Art und im Spiegel vom letzten Samstag wurden dann einige veröffentlicht. Insgesamt haben ihm wohl 1168 Mails erreicht, von denen wurden circa 60 in Teilen veröffentlicht und auch ich wurde namentlich erwähnt.
Natürlich ist es klar, dass bei einer Auswahl von etwa 5-6% nicht jede Mail erwähnt werden kann. Herr Schnibben hat sich wohl mit der Redaktion einen Querschnitt ausgesucht und diesen dann veröffentlicht. Es fand also eine Art Zensur statt, aber es war ja auch zu erwarten. Mit 1168 Mails kann ich ja gleich ein ganzes Buch veröffentlichen. Wer also geglaubt hat, dass seine Mail komplett veröffentlicht wird, hätte vielleicht vorher etwas nachdenken sollen. Ich lese auch täglich bei http://genderama.blogspot.de/ mit und lese den Blog eigentlich auch ganz gerne. Einige Männerrechtler haben auch Leserbriefe an Herr Schnibben geschrieben, die aber bei der Auswahl nicht dabei waren. Den Titel DER SPIEGEL: Cordt Schnibben blendet Anliegen der Männerbewegung weiter aus und einen Teil des Kommentars dazu Jeder Mann, der sein SPIEGEL-Abo irgendwann entnervt kündigte, hat die richtige Entscheidung getroffen., finde ich aber absolut lächerlich. Als hätten Männer nur den Spiegel gekündigt, weil Themen der Männerbewegung fehlen. Etwas überheblich, wie ich finde. Und ich nehme an, dass die Briefe der Männerrechtler auch nur einen winzigen Teil ausgemacht haben und deswegen nicht abgedruckt wurden.
Im Spiegel-Artikel schreibt Herr Schnibben auch, dass er sich mit den Schreibern in Verbindung setzen möchte und darauf bin ich schon gespannt. Von den 1168 Schreibern werden aber bestimmt nicht viele an einem häufigen Kontakt mit dem Spiegel interessiert sein. Viele haben wohl eher einmalig die Situation genutzt, um eine Mail zu schreiben. Allerdings ist es natürlich auch eine Gelegenheit, die man nutzen musste, wenn man sonst über den Spiegel und die Presse allgemein schimpft. Der Spiegel wird sich natürlich auch nicht komplett ändern, sondern sich hoffentlich größtenteils treu bleiben, dafür ist es ja der Spiegel. Wenn man damit nicht einverstanden ist, gibt es ja auch genügend andere Medien und notfalls muss man halt selbst eine Zeitschrift herausbringen, um seine Zielgruppe zu informieren. Aber man kann dann auf alle Fälle bei diesen Mails mit Herrn Schnibben weiter sein Anliegen vorbringen. Die Frage ist natürlich auch, wie man es macht. Wenn man es mit der Brechstange probiert, wird man wohl keine Chancen auf Erfolg haben. Und der Spiegel hat ja auch seine Stammkundschaft und die möchte er sicherlich auch nicht mit häufigen Berichten über Themen vergraulen, die nur bestimmte Zielgruppen ansprechen.
Auch wenn ich manchmal über den Spiegel schimpfe, bin ich doch insgesamt ganz zufrieden. Aber natürlich lese ich auch im Internet andere Nachrichtenseiten, Blogs oder Foren. Wer sich nur auf eine Seite konzentriert, hat selbst schuld. Und das ist, glaube ich, etwas, was viele Leute machen. Dass die nur die Nachrichten lesen wollen, die ihre Meinung vertreten und daher sind sie nun mal enttäuscht. Aber ich muss auch andere Meinungen zulassen. Ich lese auch rtdeutsch.com auch wenn ich genau weiß, dass die nicht gerade objektiv berichten. Trotzdem finde ich auch die Sichtweise interessant. Auch Telepolis lese ich und deren Forenmitglieder verstehe ich selten. Aber ich akzeptiere ihre Meinung und beschäftige mich damit. Ich will ja schließlich meinen Horizont nicht eingrenzen.