Beim Schreiben von meinem neuen Buch „Der Franzose“ bin ich systematisch vorgegangen. Früh war klar, wie die Geschichte ablaufen sollte und nach und nach kristallisierten sich auch die Einzelheiten heraus. Das Fundament stand also.
Eine größere Schwierigkeit gab es: Die Geschichte spielt ab 1914, also in der Vergangenheit. Größere politische Entscheidungen wie nach dem Attentat von Sarajevo waren kein Problem. Das Internet ist voll mit Infos und ich selbst habe auch genügend Bücher darüber daheim. Auch über den Ersten Weltkrieg selbst gibt es auch genug zu lesen. Da mein Roman aber von der damaligen Wirklichkeit abweicht, musste ich mich auch nicht direkt an die Realität halten. Damalige Persönlichkeiten, wie bestimmte Generäle, kommen bei mir natürlich auch vor, aber die Infos, die ich für meine Geschichte brauche, finde ich auch überall. Selbst von französischen Generälen.
Doch wie sah die Landschaft damals aus? Wie groß waren die Städte und wie sahen sie aus? Wie viele Autos waren unterwegs? Der Großteil des zweiten Teils des Buches spielt in Frankreich und da tue ich mich natürlich schwer. Informationen im Internet sind auf Deutsch sehr schwer zu bekommen. Selbst mit Hilfe vom Google Translator und dann einer Suche auf Französisch finde ich nicht immer das, was ich suche. Aber diese Recherchen kosten eine Menge Zeit und ich kann sie eigentlich erst ausführen, wenn ich mit meiner Geschichte dort bin. Derzeit ist mein Protagonist in der Nähe von Rennes, aber eine frühere Recherche zu der Stadt hat keinen Sinn gemacht, da ich natürlich nicht detailliert wusste, wie ich in die Stadt komme.
Heute, als ich in der Mittagspause im Bett die Geschichte überarbeitet habe, ist mir dann diese eine Frage eingefallen:
Wann sollte ich nach Details recherchieren?
1. Schon im Voraus, also eigentlich beim Plotten beziehungsweise direkt danach.
2. Wenn ich mit der Geschichte dort bin, so wie jetzt in Rennes.
3. Oder bei einer Überarbeitung.
Und ich tendiere mittlerweile zur Antwort Nummer 3. Die Recherchen kosten viel Zeit, aber für den Fortlauf der Geschichte sind sie nicht unbedingt notwendig. Es ist nicht wichtig, ob die Straße dort über den Kanal führt, oder 2 km südlich. Es ist nicht wichtig, ob die Stadt 5000 Einwohner hat oder 10000.
Daher ist für mich nun klar, dass ich den Roman schreibe und bei einer weiteren Überarbeitung (oder mehreren) dann wirklich detailliert recherchiere. Ich habe hier einige Bücher zum Ersten Weltkrieg, aber natürlich keine Lust, wegen Kleinigkeiten dicke Bücher zu wälzen. Also werde ich bei meiner Überarbeitung zwischendurch, die ich auf ausgedrucktem Papier im Bett mache, solche Dinge weglassen und erst bei einer späteren Überarbeitung Details raussuchen. Mich hält das einfach zu sehr auf.
Ist das vernünftig oder falsch?