Mit dem Buch war ich auch schnell durch. Donnerstagabend angefangen und Sonntag in der Mittagspause durchgelesen. Das Buch war interessant und ließ sich schnell durchlesen. Allerdings fällt meine Rezension dennoch nicht so positiv aus:
Ein einseitiges Buch über die Meinung der Autorin
Ich habe mir zuerst „Putins kalter Krieg“ von Markus Wehner gekauft, einen Tag später aber auch dieses Buch, um beide Seiten näher kennenzulernen. Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht ganz ohne Vorurteile an dieses Buch herangegangen bin, da mir bewusst war, dass Gabriele Krone-Schmalz eher Putin zugewandt ist. Dennoch wollte ich mehr über ihre Ansichten lesen.
Das Buch habe ich innerhalb von drei Tagen durchgelesen, es ist gut geschrieben und daher leicht zu lesen. Was mir aber nach wenigen Seiten schon aufgefallen ist, ist das die Autorin sehr häufig die Wörter „ich“ und „mir“ gebraucht. Ich habe schon viele Sachbücher gelesen, aber nur ganz wenige, die so „ich-bezogen“ geschrieben waren. Es macht auf mich den Eindruck, als suche die Autorin damit eine Bestätigung, dass sie wirklich eine Russland-Expertin sei und daher Ahnung hat, von dem, was sie schreibt. Ich empfand dies aber eher als störend.
Fachlich habe ich einige neue Dinge erfahren, die ich vorher nicht wusste, wie zum Beispiel zu den Krisen 1991 und 1993 in Russland und warum Putin 1991 den Dienst quittiert hatte. Allerdings lässt die Autorin einige Dinge auch weg und lässt mich als Leser mit Fragen zurück. Als Beispiel nenne ich mal die Abstimmung auf der Krim. Gabriele Krone-Schmalz schreibt dazu, dass russische Soldaten dafür sorgten, dass ukrainische Soldaten das Referendum nicht verhindern konnten, da sich nicht aus ihren Kasernen konnten. Meine Fragen: Darf ein Staat dies bei einem anderen souveränen Staat machen? Dürfte Österreich also in Südtirol einmarschieren und somit eine Volksbefragung durchführen? Ist die Abstimmung noch frei, wenn Soldaten aus einem anderen Land mit Waffen vor den Wahlkabinen stehen?
Störend ist auch, dass die Autorin häufig „Separatisten und Armee“ zitiert und immer wieder fragt, warum „ukrainische“ vor „Armee“ weggelassen wird. Warum sollte man es auch jedes mal schreiben? Es sollte doch eigentlich klar sein, da es bei diesen Kämpfen nur die ukrainische Armee gibt beziehungsweise gab. Oder gab es noch eine andere Armee, von der die Autorin weiß? Etwa die russische? War die russische Armee an Kämpfen in der Ostukraine beteiligt oder warum sollte man immer wieder „ukrainisch“ schreiben?
Das Buch ist sehr einseitig geschrieben, es gibt kaum negatives über Russland oder Putin. Die Fakten stimmen zwar, so weit ich es nachprüfen konnte, aber andere Dinge werden weggelassen, wenn sich diese negativ auf Russland auswirken würden. Der Ausblick liest sich für mich wie eine Selbstbeweihräucherung der Autorin und es zieht sich wie ein roter Faden durchs Buch, dass sie eigentlich immer nur sich selbst zitiert.
Von mir bekommt das Buch daher nur 2 Sterne.
Auch andere Dinge sind mir aufgefallen, die ich aber nicht in dieser Rezension schreiben wollte. Eine Frage, die ich mir nach dem Lesen des Buches stelle, ist, warum der Zusammenbruch der Sowjetunion die größte geopolitische Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg sei. Die Sowjetunion war wirtschaftlich am Ende, selbst alte, ausgemusterte Produktionsanlagen sollten später nach Russland gehen. Viele Staaten, wie Polen oder Ungarn, waren sicherlich froh, nicht mehr im Warschauer Pakt von der Sowjetunion ausgenutzt zu werden. Andere Staaten, wie zum Beispiel die Baltischen, waren froh, endlich wieder unabhängig zu sein. Ich kann die Katastrophe nur aus Sicht von Russland erkennen. Für viele andere war der Zusammenbruch sicherlich eine Befreiung.
Bezüglich des Neuanfanges, der Russland in den 90er-Jahren nicht gewährt worden war, stellt sich für mich die Frage, warum der Westen hier Wohlfahrt spielen sollte, wenn die Sowjetunion doch immer mit ihrer Wirtschaftsmacht geprahlt hatte und selbst die anderen Staaten ausgenutzt hatte. Die Sowjetunion war jahrzehntelang der „Feind“ des Westens. Warum sollte dies alles vergessen sein und dem ehemaligen „Feind“ so unter die Arme gegriffen werden? Hätte Russland eine zweite Chance verdient gehabt? Nun, dass sollte man diejenigen fragen, die Russland und Putin immer verteidigen, denn genau die sind selten bereit, jemanden eine zweite Chance zu gewähren.
Und warum sollte man die Sicherheitsbedenken von Polen, Estland, Lettland und Litauen ignorieren, wenn diese in die EU und NATO wollten? Nur um Russland nicht auf die Füße zu treten, sollte man diese Staaten abweisen? Woher kam dieser Wunsch nach Beitritt? Aus Angst vor Russland?
Warum tat sich Russland mit der Unabhängigkeit der Ukraine schwer? Weil sie die Ukrainer nicht als eigenes Volk anerkannten, so wie es Gabriele Krone-Schmalz auch nicht wirklich macht? Warum kann Russland es nicht verkraften, wenn sich die Ukraine, wie die meisten anderen ehemaligen Ostblockstaaten auch, dem Westen zuwendet? Warum ist das so?
Die Autorin schreibt, dass Russland 2013 die Ukraine mit Krediten und einem reduzierten Gaspreis geködert hatte, während die EU nur von ihren Werten redete. Was ist der Autorin bei einer Partnerschaft oder Gemeinschaft wichtig? Geld oder Werte? Mit ihr möchte ich ja nicht verheiratet sein.
Auch der Hinweis auf den Irakkrieg 2003 stört mich. Mittlerweile weiß doch jeder, dass dieser falsch war. Warum wird dies immer noch als Beispiel angeführt, dass man einfach so andere Länder angreifen darf? Machen andere Staaten doch auch nicht. Irgendwie ist es so, dass die USA für diesen Krieg wohl immer büßen werden und das ist doch etwas anstrengend.
Ich habe das Buch zwar schnell durchgelesen, allerdings war ich davon nicht wirklich begeistert. Mit dem nächsten habe ich auch schon angefangen: „Schreib den verdammten Roman“ von Stephan Waldscheidt. Momentan bekommt dieser „Anti-Ratgeber“ einen Punkt, da ich damit nicht wirklich etwas anfangen kann. Das Buch könnte ich bis Mitte September durchgelesen haben. Danach werde ich mit Büchern über den Ersten Weltkrieg anfangen, die mir meine Eltern zugeschickt haben. Ich muss mehr für meinen alternativweltgeschichtlichen Roman recherchieren. Ob ich zu diesen Büchern Rezensionen schreibe, weiß ich noch nicht. Immerhin sind dies alles etwas ältere Bücher.