2001, nach der Zerstörung des World Trade Centers und der Weigerung der Taliban ihren Gastfreund Osama bin Laden an die USA auszuliefern, wurden die Taliban in Afghanistan relativ schnell von der Macht entfernt und aus vielen Gebieten vertrieben. Danach kehrte allerdings nicht wirklich Ruhe ein, die Taliban waren nicht besiegt und auch Osama bin Ladens Tod sorgte nicht für Frieden. Nun haben sich die Alliierten aus Afghanistan zurückgezogen und die Verteidigung und Verwaltung des Landes wieder den Afghanen überlassen.
Nun ist es gekommen, wie es eigentlich schon vorher klar war. Die Taliban konnten mit Kunduz eine größere Stadt erobern, in der vor Jahren noch die Bundeswehr war. Die Afghanen haben nicht wirklich gekämpft, sondern sich schnell zurückgezogen. Wie der IS im Irak freuen sich nun auch die Taliban über moderne Waffen und Fahrzeuge. Von der afghanischen Regierung kam natürlich gleich die Aussage, dass sie umgehend Kunduz zurückerobern werden.
Vielleicht werden sie das ja, aber die Taliban werden mit ihren Nadelstichen sicherlich weitermachen. Sie werden so schlau sein, sich rechtzeitig aus Kunduz zurückzuziehen, um nicht zu viele Verluste zu erleiden und werden dann wieder irgendwo zuschlagen. Bis die Taliban endlich als gleichberechtigte Gesprächspartner anerkannt werden, wird dies sicherlich so weitergehen. Die Taliban können militärisch nicht besiegt werden, auch nicht von den Afghanen.
Zu verlieren haben die Taliban nichts, die afghanische Regierung dagegen sehr viel. Wenn sie nicht für Sicherheit sorgen kann, wird sie an Rückhalt verlieren. In Kunduz verhalten sich die Taliban zur Zivilbevölkerung relativ rücksichtsvoll, „nur“ Angestellte des öffentlichen Dienstes, wie Beamte und Polizisten werden getötet. Aber wer will dann irgendwann noch solche Aufgaben übernehmen? Wie ich es schon bei https://thomasablog.wordpress.com/2015/09/10/fluchtursachen-bekaempfen-teil-4/ beschrieben habe, kann es keinen Frieden ohne Taliban geben.
Die Taliban werden Afghanistan nicht erobern können, können das Land aber auf Jahre hinaus instabil halten.