Deutsche Außenpolitik 1871-2015 im Zeichen von Reparationen – Der 1. Weltkrieg (Teil 1)

Im Juni 1914 fand in Bosnien ein Manöver der österreichisch-ungarischen Armee statt und der Kronprinz Franz Ferdinand wollte mit seiner Frau Sophie, Fürstin von Hohenberg, dem Abschluss beiwohnen. Früh plante eine Zelle von serbischen Nationalisten ein Attentat, nachdem schon seit März der Besuch bekannt war. In der serbischen Regierung war der Plan zum Attentat teilweise bekannt, allerdings wurden keine direkten Warnungen ausgesprochen und somit das Attentat nicht direkt unterstützt, aber zumindest geduldet. Anführer der Verschwörung war Dragutin Dimitrijevic, der Chef des militärischen Geheimdienstes in Serbien. Die 3 Attentäter planten von sich aus das Attentat und auf der Suche nach Unterstützung, trafen sie eher zufällig auf die „Schwarze Hand“, die ihnen bereitwillig half. Einen Monat vor dem Besuch des Kronprinzen waren die 3 Attentäter schon bewaffnet in Bosnien eingedrungen.

Am 28. Juni fand dann der Besuch statt und mit 6 Autos fuhr das Kronprinzenpaar von Westen kommend in Sarajevo ein. Der Attentäter Čabrinović war gegen 10 Uhr eine Bombe in Richtung des Wagens von Franz Ferdinand, aber dieser konnte diese mit seinem Arm abwehren. Die Bombe explodierte dann vor dem 3. Wagen und verletzte die Insassen und einen Zuschauer. Die anderen Attentäter brachen die Aktion dann ab und die Besucher fuhren ins Rathaus. Dort entschied der Kronprinz zum Krankenhaus zu fahren, welches leider am anderen Ende der Stadt lag.

Unglücklicherweise bog das Auto des Kronprinzenpaares direkt vor dem nächsten Attentäter, Gavrilo Princip, der dort nach dem ersten Fehlschlag Kaffee trank, falsch ab. Beim Zurücksetzen des Autos stand es kurz still und dies nutzte Princip aus und schoss zweimal auf die Insassen des Autos. Die erste Kugel traf Sophie im Unterleib, verletzte sie schwer, so dass sie noch im Auto verblutete. Die zweite Kugel traf Franz Ferdinand im Hals, so dass er stark blutete und von den Ersthelfern nicht mehr gerettet werden konnte. Er starb in der Residenz von Oskar Potiorek, dem Landeschef von Bosnien und Herzegowina. Princip versuchte sich noch erfolglos mit Zyankali und der Pistole umzubringen, wurde aber von Gendarmen sofort verhaftet.
In Österreich-Ungarn löste der Tod des Kronprinzen nicht unbedingt Trauer aus. In den konservativen Kreisen war er nicht beliebt und auch nicht in Ungarn, da er plante eine trialistischen Reichsverfassung auszuarbeiten. Allerdings war er auch Kriegsgegner und durch seinen Tod waren die Kriegsbefürworter in der Mehrheit.

Zuerst hielt Österreich-Ungarn es für ausgeschlossen, dass die serbische Regierung etwas mit dem Attentat zu tun haben könnte, aber schließlich wurde sie doch ins Visier genommen. Schon seit einigen Jahren drängten einige hochrangige Personen auf einen Krieg gegen Serbien und besonders Franz Conrad von Hötzendorf war schon seit 1907 ein Kriegstreiber. Diejenigen, die friedlich gestimmt waren, hatten mit dem Kronprinzen einen wichtigen Fürsprecher verloren. Die Täter waren alles Bosnier, also eigentlich Österreicher, trotzdem wurde die serbische Organisation „Volksverteidigung“ als Anstifter beschuldigt.

Am 5. und 6. Juli fuhr der Diplomat Alexander Graf von Hoyos nach Berlin um sich dort die Rückendeckung des Deutschen Reiches zu sichern. Schon 1908, während der bosnischen Annexionskrise, hat er Rückendeckung der Deutschen erhalten und auch dieses Mal hoffte er auf positive Ergebnisse. Er traf in Berlin den österreichischen Botschafter Szögeny und bereitete mit ihm die Gespräche mit den Deutschen vor. 2 Briefe vom Außenminister Berchtold und Kaiser Franz-Joseph hatte er dabei, die schon auf einen Angriff auf Serbien zielten. Auch beim Gespräch der beiden mit dem Unterstaatssekretär im Deutschen Auswärtigen Amt, Arthur Zimmermann, äußerten die beiden die Absicht Serbien anzugreifen um Russland und Frankreich vor vollendete Tatsachen zu stellen.

Beim ersten Gespräch lehnte Kaiser Wilhelm II. noch Unterstützung für Österreich ab, wurde aber dann doch umgestimmt. Der österreichische Botschafter blies das Ergebnis dann auf und übertrieb bei seinem Bericht nach Wien, obwohl Kaiser Wilhelm II. eigentlich immer noch schwankte.
Der ungarische Ministerpräsident Tisza war gegen den Krieg, brachte dies auch deutlich zur Geltung, wurde dann aber überstimmt und es wurde vom Ministerrat ein Ultimatum an Serbien ausgearbeitet. Das Ultimatum sollte so ausgearbeitet werden, dass Serbien es nicht annehmen konnte und somit ein Krieg unausweichlich wäre. Österreich-Ungarn erhielt vom Deutschen Reich noch ein Telegramm als „Blankoscheck“ und auch Bulgarien, Rumänien und das Osmanische Reich stellten sich an Österreichs Seite, wenn es gegen Serbien gehen sollte. Italien selbst hielt sich zurück, da es an einem eventuellen Gebietszuwachs für Österreich-Ungarn nicht interessiert war und daher vom Außenminister Berchtold auch nicht über die Aktionen gegen Serbien informiert wurde. Allerdings stellte wohl auch auf der Gegenseite Frankreich dem Russischem Reich eine Art „Blankoscheck“ aus.
Am 23. Juli wurde dann von Österreich-Ungarn ein Ultimatum an Serbien gestellt, das auf 48 Stunden befristet war. Ein Teil der Forderungen war, bestimmte Personen festzunehmen, anti-österreichisch Vereine aufzulösen, anti-österreichische Publikation verhindern und Beamte und Offiziere, die sich der anti-österreichischen Propaganda schuldig gemacht haben, zu entlassen. Zwei kritische Forderungen waren, dass österreichisch-ungarische Organe in Serbien an der Unterdrückung von anti-österreichischen Bewegungen mitwirken und dass Serbien eine gerichtliche Untersuchung gegen die Teilnehmer der Verschwörung einleitet, die sich noch auf serbischem Gebiet befinden.

Die Forderungen wurden größtenteils von Serbien akzeptiert, nur eine Mitwirkung von österreichisch-ungarischen Organen an Untersuchungen in Serbien konnte es aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht akzeptieren. Österreich schrieb schon vor Ablauf des Ultimatums eine ablehnende Antwort auf die Reaktion Serbiens, da sie unbedingt den Krieg wollten und schon vorher einen Grund gesucht hatten. So wiesen sie die Antwort der Serben als ungenügend zurück, auch wenn Kaiser Wilhelm II. die Antwort als Kapitulation deutete und ein Kriegsgrund somit nicht mehr gegeben sah.

Zur Unterstützung Serbiens begann Russland am Tage des Ablaufs des Ultimatums mit der Teilmobilmachung und wohl auch schon mit Kriegsvorbereitungen im gesamten europäischen Teil. Am selben Tag kam es in Serbien zur Generalmobilmachung und auch in Österreich-Ungarn zur Teilmobilmachung. 3 Tage später, am 28. Juli, kam es zur Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien und am Abend schon zur Beschießung von Belgrad. Russland befahl daraufhin die Generalmobilmachung, wiederum einen Tag später auch Österreich-Ungarn. Das Deutsche Reich stellte dann ein Ultimatum an Russland, die Mobilmachung wieder einzustellen, und an Frankreich, das sich neutral erklären sollte. Als dies nicht geschah, erklärte das Deutsche Reich Russland am 1. August den Krieg und stellte am Belgien ein Ultimatum dem Deutschen Reich Durchmarschrechte zu gewähren. Die nächsten Tage folgten weitere Kriegserklärungen: Deutsches Reich an Frankreich, Großbritannien an das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn an Russland, Großbritannien an Österreich-Ungarn. Somit befanden sich alle europäischen Großmächte mit Ausnahme von Italien im Kriegszustand. Japan folgte am 16. August und erklärte auch dem Deutschen Reich den Krieg.

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